Was heißt Elterninitiative?

Der Waldkindergarten aus Elternsicht

 

Der Kindergarten ist eine Elterninitiative und von daher versteht es sich von selbst, dass das Kindergartengeschehen auch Elternsache ist. Die Perspektive heißt also nicht: mein Kind, mein Kind, sondern: mein Kind, mein Kindergarten, mein Kindergartengeschehen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kindergärten ist also die Identifikation mit der Einrichtung höher. Zum Beispiel komme ich nicht nur als Besucher zum Sommerfest, sondern ich habe auch beim Aufbau geholfen.

 

Helfende Hände werden jedoch in jedem Kindergarten und in jeder Schule gesucht. Hier im Wald werden die Aufgaben aber auf alle verteilt. Das bedeutet für den einzelnen also auch eine Entlastung gegenüber anderen Einrichtungen, wo die Elternmitarbeit immer an denselben netten Leuten hängenbleibt. Neben  Sommerfest, Erntedank, Sankt Martin etc. gibt es zweimal im Jahr Putzdienst und außerdem den Bauwagen-Tag. Hierbei muss man keinen elektrischen Freischneider bedienen können, um die Hecken zu stutzen, gerne kann man auch Weintrauben und Käsewürfel mitbringen. Schließlich enden die Bauwagen-Tage in einem gemütlichen Beisammensein. Dies fördert besonders auch den Kontakt zwischen uns Eltern und ermöglicht Freundschaften zwischen Eltern und zwischen Kindern auch über die Kindergartenzeit hinaus.

 

Gleichzeitig erweitert der Austausch mit anderen Eltern die Perspektive auf das eigene Kind und vertieft das Verständnis, weil man von dessen Altersgenossen auch ein Bild gewinnt. Hervorzuheben ist hier vor allem aber das Konzept der Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Kindergarten-Team: Über die pro Jahr ein- bis zweimaligen Gesprächen zum Entwicklungsstand des Kindes hinaus werden wir auch über alle pädagogisch relevanten Ereignisse während der Kindergartenzeit informiert und bei Bedarf unsererseits werden umgehend Gespräche ermöglicht.  Auf diese Weise gelingt eine kontinuierliche und kohärente Erziehung, die vor allem für das Kind nachvollziehbar ist. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den Erziehungserfolg. Zudem erfährt das Kind eine optimale, individuelle Förderung, da Eltern und Kindergarten-Team gleichermaßen über seine Entwicklungsschritte informiert sind.

 

Die Organisationsform fördert also auf allen Ebenen eine starke Integration aller Beteiligten und schafft eine persönliche und vertrauliche Atmosphäre. Bemerkenswert - und überhaupt nicht selbstverständlich - ist die Zeit, die das Team sich für die Belange von Eltern und Kindern nimmt, und wie präzise die Kinder wahrgenommen werden. Dies ist nicht zuletzt eine Leistung, die nur in einer kleinen Gruppe vollbracht werden kann. Hierin liegt nun ein großer Unterschied zu herkömmlichen Hauskindergärten: Die Waldgruppen sind sowieso schon klein, bewusst werden aber noch einmal Untergruppen gebildet, in denen jedes Kind mit seinen persönlichen Bedürfnissen zur Geltung kommt.

 

Der Wald leistet am Ende auch noch seinen Teil: Anstatt dass die Kinder nachmittags gestresst aus lauten, großen Gruppen und kleinen, engen Räumen nach Hause kehren - genau das Gegenteil: Das Kind kommt ausgeglichen aus der Ruhe und dem Freiraum des Waldes nach Hause, hatte die Gelegenheit, sich auszutoben, zu verwirklichen und mit der Handvoll Kinder zu spielen, die es wollte. Beneidenswert. (Stefan Otto)